Dieter Meier, Performance Künstler, Gründer der Band Yello und Journalist, über die Fotoausstellung von Hubertus von Hohenlohe im Ingolstadt Village:
"Die Frage, was Kunst denn nun wohl sei, beschäftigt in ihrem schönen, aber oft anstrengenden Beruf die Philosophen, seit es sie gibt, weil die Aggregatszustände Kunst-Nichtkunst sich nicht wie bei den H2O-Molekülen schlagartig und klar definierbar ändern von Wasser zu Dampf oder Eis.
Vor einigen Jahren behauptete eine Anzeige für Bier „Heineken reaches parts of your body other beers don’t“. Von Artefakten lässt sich wohl das gleiche sagen. „Art reaches parts of your mind other things don’t.“ Wenn ein braver und gut ausgebildeter Bildhauer aus einem Marmor-Quader den Kopf von Paul Müller kenntnisreich herausschlägt und Müller in Stein durchaus aussieht wie Müller, wenn der DDR-Akademieabgänger Remo Rauch den sozialistischen Realismus in haarsträubenden Allegorien linientreu runterbetet und wenn Damian Hirst immer wieder Haifische in Formalin einlegt, dann berührt mich das genauso wenig wie die röhrenden Hirsche eines bayerische Heimatmalers.
Mein Freund Hubertus, der als „steirische Textmaschine“ (Zitat Hubertus Hohenlohe) seit Jahren tierische Anstrengungen unternimmt, ein grosser Popstar zu werden und schon viele gute Songs geschrieben und gesungen hat, wurde als Fotograf über Nacht und nebenbei weltberühmt. Die Bilder sind im herkömmlichen Sinn keine Fotografien, sondern Gemälde, die er als Meister der Beiläufigkeit dort findet, wo er sich gerade aufhält, auf seiner Reise durch die 30'000 Tage seines Lebens, immer auf Achse und immer „busy going nowhere“.
Seine Bilder sind schon gemalt, er muss sie nur noch sehen, so wie Duchamp als Sculpteur keine Hand mehr anlegte, sondern das Urinoir und den Bierglasständer zur Skulptur und damit zum Kunstwerk erklärte. Dass der Prinz und Artiste formidable sich beim Akt des Abdrückens ins Bild setzt, ist bei seiner Technik der Spiegelungen und Reflexionen vonnöten und zugleich ein Akt der Selbstinszenierung. So hat der Maître de la peinture trouvée seine Form gefunden wie der Schwalbenschwanz die Blume, gaukelnd, schaukelnd und schwadronierend in der Sommerluft, bis er sich setzt und seine Flügel zeigt wie ein Gemälde, wohlwissend um die Eitelkeit, der er entkommt, indem er lachend sich ihr stellt. So zeigt der Herr von Hohenlohe mir die Welt in seinem Spiegel her, and doing that he reaches part of my mind other things don’t."
Dieter Meier